Zu Besuch bei der deutschen Jugend
Neun junge Neonazis hatten Mitte vergangener Woche vermutlich zum ersten Mal Besuch von der Polizei. 160 Beamte rückten in Berlin und Brandenburg zur Razzia aus. Die Ermittler suchten Beweismittel in Verfahren zu räuberischer Erpressung, gefährlicher Körperverletzung und Diebstahl mit Waffen.
Objekt der Ermittlungen waren neun Tatverdächtige im Alter von 16 bis 23 Jahren, die nach Angaben der Staatsanwaltschaft in teils enger Verbindung zu den recht neuen Neonazi-Gruppen »Deutsche Jugend voran« (DJV) und »Jung und stark« (JS) stehen. Die Gruppen, die einige Mitglieder gemeinsam haben, fielen erstmals im Sommer auf. Ihre Aktivitäten begannen in den sozialen Medien, dann gingen sie gegen Christopher-Street-Day-Paraden auf die Straße und wurden nun offenbar auch gewalttätig.
Sieben der Beschuldigten wird vorgeworfen, Mitte September in Berlin-Marzahn einen Mann verfolgt, umstellt, gegen den Kopf getreten und ihn unter Androhung weiterer körperlicher Gewalt dazu genötigt zu haben, ihnen sein T-Shirt auszuhändigen. Es war ein Antifa-Shirt.
»›Deutsche Jugend voran‹ ist ein loses Netzwerk mit dynamischer Entwicklung.« Jana Adam, Berliner Register
Sechs von ihnen stehen im Verdacht, im selben Monat einen Mann an einer Haltestelle in Berlin-Hellersdorf zusammengeschlagen zu haben. Einem der Beschuldigten wird außerdem vorgeworfen, bei einer Polizeiliegenschaft Waffen gestohlen zu haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge hatte er als Handwerker Zugang zum Polizeigebäude. Ein 23jähriger Tatverdächtiger sitzt seit Donnerstag vergangener Woche wegen möglicher Fluchtgefahr in Untersuchungshaft, teilte die Staatsanwaltschaft der Jungle World auf Anfrage mit. Laut Tagesspiegel handelt es sich um Julian M., einen der führenden Köpfe in der DJV.
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